Konkrete Food Trends – Die top drei.

Erstens / Lokale Produktion: kontrollierter und systemgesteuerter Anbau für mehr Effizienz entlang der Wertschöpfungskette
Durch technologischen Fortschritt und aufgrund neuer digitaler Unterstützung hat regenerative Landwirtschaft – in der im Kern wieder Humus im Boden aufgebaut wird, nicht mehr gepflügt, sondern direkt gesät wird – das Potenzial industrielle Strukturen mittelfristig abzulösen, da die gesamten Systemkosten geringer sind. Die Produktion kann digital überwacht werden, einzelne Pflanzen kontrolliert, wenn nötig gedüngt oder sehr gezielt mit wenigen Pestiziden versehen werden. Gleichfalls wird durch neue Ernteroboter der Zwischenfruchtbau wieder möglich, also das Ende der Monokulturen. Auf diese Weise können Felder insgesamt viel mehr Ertrag bieten über das Jahr. Neue autonome Ernteroboter können die Pflanzen auseinanderhalten und gezielt die reifen Produkte herauspicken. Durch die Nähe zu den Städten und den Menschen, die diese Produkte essen und durch Algorithmen, die ausrechnen, wann wieviel von welchem Produkt wo benötigt wird, essen wir zudem frischer. Nicht mehr als 24h sollten zwischen Ernte und Teller vergehen. Das hätte bis zu 90% mehr Nährwerte zur Folge als heutzutage Gemüse aus dem Supermarkt. In der Folge könnten die Gesundheitskosten bis zu 40% sinken und wir wären entsprechend weniger krank. Und digitale Transparenz wird uns erstmals ermöglichen, diese gesellschaftlichen Systemkosten zu erfassen und auch umzusetzen.

Zweitens / Kleinere Einheiten: das Produktions-Nachfrage Verhalten wird gezielter bestimmt.
Durch die Digitalisierung wird es möglich sein, in kleineren Einheiten und gezielt auf Nachfrage abgestimmt zu produzieren. in der Fleischproduktion wird, ebenfalls durch digitale Technologie, eine Rückkehr zu kleineren Schlachthöfen möglich. Beispiel Kühe (www.heiderinder.de): hier kann für jede einzelne Kuh, die auf regenerativem Landboden grast, genau nachvollzogen werden, was sie in welcher Menge dort gegessen hat. Man kann langfristig sehen, wie sie hierdurch eine bessere Gesundheit und ein besseres Fleisch erzeugt. Auch der Geschmack kann hierüber analysiert werden. Bei der Schlachtung sind durch digitale Unterstützung ebenfalls alle Prozesse genau nachvollziehbar. So braucht es nicht länger industrielle Großanlagen für die Schlachtung. Leider ist die Technologie hier deutlich weiter als die Gesetzgebung. Allerdings beginnt die Gesetzgebung sich bereits zu verändern.

Drittens / Urban Farming: mehr Anbau-Möglichkeiten in Städten und auf kleinen Flächen
Durch das Konzept des Urban Farmings, wird es in Zukunft in vielen Städten gründer sein, z.B. dadurch, dass Dächer oder Hausfassaden bepflanzt wird. In Kopenhagen oder Mailand entstehen bereits Häuser, die eine Mischung aus Parkanlage und Anbaufläche bieten, mit der Möglichkeit hinauf zu laufen. Gleichfalls wird es mehr Indoor-Farming geben, um spezielle Produkte ebenfalls lokal für die Stadt zu produzieren, die sonst von weit her geliefert werden müssten. Insgesamt wird man ein neues Verständnis zwischen Ernährung und Klima aufbauen. Und das Schönste: es passiert bereits.

Was bleibt was wird sich in der Foodbranche verändern? 
Bedingt durch digitale Technologien braucht es die heute bekannten großen Strukturen nicht mehr. Konzerne werden es demnach, wenn sie in der heute bestehenden industriellen Struktur verharren, schwer haben. Nehmen wir das Beispiel Bier. Hier brauchte man bis vor fünf Jahren noch industrielle Strukturen, um zuverlässig größere Mengen von hochwertigem Bier zu produzieren. Home-Brew als Extrem auf der anderen Seite war selten ein wirklich großer Erfolg. Das ist heute anders. Da kann man für ein paar hundert Euro einen Kessel, 5 Sensoren, ein Computerprogramm und per Blockchain im Aufwachsen kontrolliere Zutaten kaufen. Dank der Daten weiß man genau welche Zutaten bei welcher Temperatur, Zeit, Wasserqualität etc. welche Geschmacksrichtungen im Brauprozess entwickeln. Es gibt sogar weltweite Tauschbörsen für Rezepte, die diese digitalen Codes beinhalten. Sogar neue Geschäftsmodelle sind möglich, die dem Bauern, der die Zutaten herstellt, mit ins Geschäftsmodell einbezieht und er langfristig am Erfolg eines Produktes beteiligt sein kann.

Zusammenfassung mehrerer Wertschöpfungsteile innerhalb eines Unternehmenssystems
Ein anderes neues Modell ist das foodlab. So viele verschiedene Innovationen wie hier geboren werden, versehen mit den distributiven, juristischen, innovationsfördernden Strukturen dahinter, inkl. Accelerator-Programm auf verschiedenen Ebenen ansetzt … daraus entsteht eine vollkommen neue Form an Konzern. Durchaus große Konstrukte, an denen aber die einzelnen Wertschöpfenden in der Kette viel integrativer beteiligt sind. 

Kurzum, die heute auf Effizienz, zentrale Strukturen und rein monetären Gewinn ausgerichteten Unternehmen der Lebensmittelbranche, werden erst langsam, dann immer schneller verschwinden, zu Gunsten neuer Strukturen. 

Welchen Impact hat Corona auf die Food Branche?
Es macht vieles einfacher! Nicht in der kurzfristigen Betrachtung, aber langfristig. Denn es werden derzeit sehr schnell und effektiv neue Wege geebnet, die langfristig die oben beschriebenen neuen Strukturen ermöglichen. Die wären ohnehin irgendwann entstanden, so aber schneller und bewusster. Das macht sie wiederum mittelfristig steuerbarer und innovativer. 

Im Moment entstehen viele neue Geschäftsmodelle die sehr lokal, bewusst, umweltgerecht, sozial etc. aufgestellt sind. Und, da hier viele digitale Methoden genutzt werden, sind diese, im Vergleich zu noch vor fünf Jahren, jetzt sehr viel besser skalierbar! Und da kommt jetzt die Potenz ins Spiel: jeden Tag verdoppeln sich die Möglichkeiten … Corona hat da bestimmt fünf bis zehn Jahre Innovation nach vorne geholt.

Restaurant ohne Gäste? Konzepte der Zukunft. Wird es eine Veränderung geben oder gehen wir zurück in die Normalität?
Gäste ohne Restaurant ist eher das was passiert. Zum Beispiel bei Lieferung in private Gärten im Sommer oder an nahezu jeden denkbaren Ort. Auch die autonome Autobranche hat inzwischen Konzepte in denen Menschen Lebensmittel in ein fahrendes Objekt geliefert bekommen und dann eine Rundfahrt machen, während sie Essen. 

Auch Co-Living-Spaces, die derzeit weltweit enorm florieren, bieten statt Küchen oft auch verschiedenen Separees die mit Köstlichkeiten beliefert werden können. Das vor dem Hintergrund, dass unsere Städte sich von der klassischen (durch die Industrialisierung beeinflussten) Dreiteilung aus Vierteln zum Wohnen, Arbeiten und Einkaufen, hin zu polyzentralen Strukturen, wandeln werden. 

Städte werden sich zu polyzentrale Zentren entwickeln
Sprich: alles wird jeweils im Viertel geboten. Keine großen Innenstadt- und Shopping-Bereiche mehr. Vermischte Wohn-, Arbeits-, Einkaufs-, Freizeit-Situationen. Hier werden sich deutlich flexiblere Gastronomie-Konzepte ansiedeln als wir uns das heute vorstellen können. Mutmaßlich wird es das Restaurant um die Ecke noch geben, auch das Spezialitäten-Restaurant, für das man weit reist. Dazwischen werden sich aber viele neue Konzepte ausprägen, die sich auch durch Corona jetzt gerade zum ersten Mal zeigen. Insgesamt werden wir in fünf bis zehn Jahren Restaurants anfangen als etwas gänzlich anderes zu verstehen als heute. Überlegt auch mal: was, wenn man Restaurants in Parks hätte, in denen auch urban angebaut wird. Und man könnte dort vor Ort essen, es aber auch „liefern“ lassen. Wobei liefern dann nichts mehr mit verschwitzten Fahrradkurieren zu tun hätte, sondern mit autonomen Fahrzeugen, gedeckten Tischen, Stoffservierten, Gläsern … die dann wieder abgeholt werden. 

In welche Richtung bewegt sich das Essverhalten der Deutschen in der Zukunft?
Nach links oben! Will heißen: zum Herz und zum Kopf. Wir werden bewusster Essen. Digitale Technologie schafft Präsenz, die wir in der Agrarwirtschaft hatten, die in der Industrialisierung vollkommen abhandengekommen ist. Und mit dieser Transparenz schaffen wir auch Resonanz. Sprich: wir merken was wir tun, wenn wir „das“ oder „das“ essen. Wir können es zum Beispiel auf unserer Smart-Watch sehen: heute war das was wir gegessen haben, eher im grünen Bereich … oder im roten. Entsprechend werden wir eine Sensibilisierung erlangen, die wir früher einmal hatten. Technik wird uns dabei nicht beherrschen, das ist Quatsch, aber sie kann uns helfen das was wir essen zu verstehen. Und übrigens auch den Einfluss auf unseren Organismus. 

Food Tech für eine längere Gesundheit
Zudem werden wir zunehmend Daten darüber haben, was wir essen müssen, um langfristig gesund zu bleiben. Mit Daten können wir heute zum Beispiel Alzheimer, 30 Jahre bevor es bei jemandem ausbricht, vorhersagen. Und wir können sagen, wie man sich bewegen und was man essen muss, um den Ausbruch 20 Jahre nach hinten zu schieben. Statt mit 60 bricht es dann mit 80 aus – 20 mehr gesunde Jahre. Wir können durch bewussteres Essen unsere Lebensqualität, mit Hilfe von Daten, massiv erweitern und verlängern. 

Das alte Normal, das vor Corona, war auch ehrlich gesagt nicht normal. Oder vielmehr: es war ein gesellschaftlich akzeptiertes Normal, menschlich normal sicher nicht. Dieses menschliche Verständnis von Nahrung und Gesellschaft und dem Zusammenhang von Beidem, den müssen wir wieder lernen und uns vor Augen führen. Da hat die Bio-Bewegung bei geholfen, da helfen jetzt Start-Ups, da helfen neue Technologien, neue Gesetze. Das unterstützt ein neues Datenverständnis und neue Möglichkeiten sie zu erheben und sinnvoll in ethisch geprägten Rahmen (Verkehrsregeln) umzusetzen. Das alles kommt zunehmend zusammen und wird unser Essverhalten und die gesamten Branchen, die daran hängen verändern. Die Chance ist: zu 80% positiv. Aber wir müssen das selber machen. Zukunft kommt nämlich nicht, die wird gestaltet – von uns.

 

Max Thinius gilt als Europas führender Futurologe und Zukunftsgestalter. Neben seiner Arbeit als Berater für Menschen, Unternehmen und Regionen, ist er Moderator und Bestsellerautor.

Max publiziert in vielen öffentlichen Medien, war oft Gast im wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung, berät Menschen und Unternehmen (DAX bis Mittelstand) wie Regionen und Organisationen (Verbände) in der aktiven Gestaltung der eigenen Zukunft.

 

Weitere Links zu Max // Webseite und YouTube:

www.maxthinius.de 

Neujahrsansprache 2021
https://youtu.be/9zt9TUNl4Cw

YouTube
https://www.youtube.com/c/MaxThinius

Als Gast bei SWR1 Leute / ARD Mediathek
https://youtu.be/xLIep2orw20

Als Gast in Deutschlands größter Webtalkshow
https://youtu.be/ioyjB2jWw3E

Vortrag über den zukünftigen Finanzmarkt, Kryptowährung für die Wirtschaftswerkstatt der SCHUFA
https://youtu.be/O6l75LFbzRQ

Vortragsbeispiel aus dem (eigenen) Studio für Dematic (weltgrößter Anbieter für Intralogistik)
https://youtu.be/-lj1AKIMFVI

Im Interview mit HORIZONT / TURI2 – zu aktuellen FoodThemen 
https://youtu.be/EYYevQEx4yE

Interview mit dem Immobilien-Manager auf dem Real-Estate-Innovation Summit 
https://youtu.be/JcT1nnOJNPw

Moderation: Quo-Vadis – Immobilien-Dialog: Die Zukunftskurve der Immobilienwirtschaft – Panel
https://youtu.be/tKEEhbO_Xxs 

 

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