Katherina Horn und Franziska Olbricht von den Gastfreunden, einer Beratungsgesellschaft für Gastronomen, haben sich für euch einmal die Frage gestellt, was – gerade in diesen herausfordernden Zeiten – wirklich wichtig ist, wenn man als Gastronom durchstarten will. Was muss ich wissen? Worauf muss ich achten? Was macht mein Konzept einzigartig, damit maximal viele Gäste zu mir kommen? Auf all diese Fragen geben die Expertinnen aus Gatsronomie, Unternehmensberatung und Business Development eine Antwort und handfeste Tipps zum Durchstarten.

Wir alle sind mehr als unvorbereitet in diese Krise mit seinen immensen Auswirkungen auf die gesamte Branche geworfen worden. Doch nach einigen Wochen des Schreckens sollten wir uns nun alle kräftig schütteln und unsere Zukunft wieder selber in die Hand nehmen! Dazu gehört für die Start Ups der Gastronomie vor allem den Businessplan auf einen wirklich aktuellen Stand zu bringen und ihn qualitativ auf ein nächstes Level zu heben. Wir sollten die Zeit nutzen, uns noch einmal mit allen Punkten unserer Geschäftsidee konkret und kritisch auseinanderzusetzen. Dazu gehört insbesondere der Teil der Unique Selling Proposition:

Die Mission ist klar und du bist von deiner Geschäftsidee überzeugt. Doch überzeugst du deine potenziellen Kunden ebenso? Wer ist überhaupt deine Zielgruppe? Und was beinhaltet deine Geschäftsidee eigentlich ganz genau? Gerade in unsicheren Zeiten ist die klare Ausrichtung enorm wichtig, denn Darlehensgeber werden umso kritischer prüfen, ob ein Konzept Bestand hat. Du musst auch nicht gleich das Rad neu erfinden, aber jede Geschäftsidee in der Gastronomie braucht seine Kunden und im besten Fall Stammkunden, die immer wiederkehren. Dementsprechend klar muss sich das Konzept von seinen Mitbewerbern abgrenzen und positiv abheben. Der USP ist dabei DAS entscheidende Instrument. Um diesen klar zu definieren, gibt es Hilfsmittel und Methoden. Es gilt: je klarer, desto besser.
Als erste Anregung haben wir einen kleinen Fahrplan entwickelt, mit dem du deinen USP herausarbeiten und das Konzept so schärfen kannst, dass es bereit für den „neuen“ Markt ist.

1. Kenne und definiere deine Zielgruppe
Um deine Zielgruppe klar zu bestimmen, gibt es verschiedene Methoden, die dir ein plastisches Bild ermöglichen. Wir nutzen dazu gern die aus dem Produktdesign stammende Persona-Methode, dazu findest du vieles auch im Netz. Neben den demographischen Fakten wie Alter, Einkommensstruktur etc. solltest du vor allem über die Wünsche und Erwartungen auf emotionaler Ebene nachdenken. Deine Gäste wollen ein Erlebnis, knüpfen Vorstellungen an den Besuch bei dir – stelle dir diese Fragen und beantworte sie so konkret wie möglich.
Diese Methode hilft dir ganz nebenbei dich ebenfalls in weitere Elemente des Businessplanes erneut hineinzudenken, wie zum Beispiel deiner Preispolitik oder anderen Aspekten der 7P´s des Marketing

2. Schärfe deine Idee und baue dir eine Pitch-Präsentation
Du glaubst, dein aktuelles Konzept ist auf den Punkt? Mache den Test und fasse in 30 Sekunden zusammen, warum Gäste in deine Location kommen sollten. Welchen wirklich guten Grund gibt es? Was ist anders bei dir? Warum zu dir und nicht zu anderen? Mit welchem Gefühl gehen sie nach dem Besuch bei dir nach Hause?
Die Zusammenfassung deines Vorhabens auf die wirklich essenziellen Punkte bedeutet etwas Arbeit, aber lohnt sich, denn das ist es, was du immer und immer wieder erzählen wirst. Und an der Stelle hinterfragst du immer wieder: was ist mein Alleinstellungsmerkmal, was mache ich besser, was unterscheidet mich, wie bleibe ich in Erinnerung?
Mögliche Faktoren, was genau deinen USP ausmachen könnte:
Vision
Team & Kompetenzen
Standort
Konzept & Erlebnis
Produkt
Atmosphäre
Trends im Umfeld

3. Bedarfsermittlung der Zielgruppe
Entlang deiner Idee und der Zielgruppe kannst du nun den genauen Bedarf deiner Zielgruppe definieren. Welchen Bedarf kannst du befriedigen oder vielleicht sogar neu schaffen? Hierfür verwendest du demographische, sozioökonomische und psychografische Merkmale sowie das Kaufverhalten deiner Zielgruppe – und du schärfst dein Produkt, deinen Auftritt, deinen Service entlang dieser Bedarfe.
Ein Beispiel: du möchtest ein Café in einem Wohngebiet in Barmbek eröffnen. Die Menschen dort wollen auf die Schnelle einen guten Kaffee trinken, sie legen weniger Wert auf hochpreisige Hipster-Produkte, sondern eher auf bodenständige Qualität aus, vielleicht lohnt sich ein kleiner Mittagssnack, weil es einige Büros im Umfeld gibt?

4. USP-Check vollenden
Eine tolle Methode um deinen USP zu überprüfen ist die Walt-Disney Methode. Sie fordert ein weiteres Mal deine Kreativität, denn du versetzt dich nun in drei Rollen bzw. am besten stellst du ein echtes Publikum aus Freunden und Familie zusammen (geht auch virtuell ;))

Der Träumer fragt: wie wäre es denn ideal? Und denkst du überhaupt verrückt genug?
Der Kritiker fragt: wie soll das funktionieren? Hast du die Risiken bedacht?
Der Realist fragt: was brauchen wir zur Umsetzung? Wie kommen wir dahin, wo wir hinwollen?

Am besten spielst du diesen Teil mit dem gleichen Publikum deiner Pitch-Präsentation durch. Aus jeder Rolle heraus werden nun Fragen gestellt bzw. gibt es Feedback zu deiner Präsentation. Diese Methode hilft dir, einen 360-Grad-Blick auf dein Vorhaben zu werfen und weder zu naiv noch zu kritisch auf deine Unternehmung zu blicken.

Und nun: schnapp dir deine Freunde, lade sie zu einer spannenden Session rund um deine Geschäftsidee ein und los geht die Reise zu deiner Einzigartigkeit in der Gastronomie!

Wenn du noch Fragen hast oder schnelle Hilfe benötigst, stehen dir Katherina Horn und Franziska Olbricht von den Gastfreunden Hamburg mit Rat und Tat zur Seite. Mehr Infos zu der Gastroberatung mit Schwerpunkt auf Gründern auf www.gastfreunde-hamburg.de und Neuigkeiten auf Facebook

@gastfreundehamburg